Berlin, 31.08.2019

Wir 7 nach Berlin mitgereisten Borussensterne trafen uns in der nähe vom Stadion. Von dort aus ging es noch ungefähr 15 Minuten mit der Straßenbahn weiter Richtung Alte Försterei. Kurz bevor wir da waren blieb die Bahn allerdings liegen und wir mussten die letzten 2 Kilometer gehen. Unterwegs kamen wir an dem Fanmarsch von der Union vorbei. Mittig durch wollten wir nicht, so gingen wir außenrum. Mussten aber trotzdem mit mulmigen Gefühl an einigen Unionern vorbei, da sagte Jürgen noch „So was kann man auch nicht bei jedem Bundesligaverein machen. Entweder wir sind total mutig oder haben gerade einfach nur Glück.“

Im Stadion angekommen haben wir uns dann einen geeigneten Platz gesucht. Da man von hinten in den Block reinkam standen wir erst einmal mittig in der letzten Reihe. Ich sagte aber direkt, dass wir dort nicht gut stehen, da später unsere Ultras kommen und wir durch die Fahnen wenig sehen würden. Wir orientierten uns dann ganz nach links zu einer Plexiglasscheibe, da wir so nicht an den Fahnen vorbei gucken müssen. Außerdem gingen wir weit nach vorne, um Sichtprobleme durch an der Plexiglasscheibe befestigten Blockfahnen zu vermeiden.

Unmittelbar vor dem 1:1 gab es auf ein mal Unruhe im Block. Für uns war nicht so ganz ersichtlich warum. Stephan glaubte einen Unioner gesehen zu haben. Im nächsten Moment gab es an der Plexiglasscheibe Tumulte. Es begannen Berliner Ultras wie wild an der Glasscheibe zu klopfen. Schnell befürchteten unsere Ultras, dass unsere Gegenseite versuchen würde zu uns in den Block zu gelangen und diesen dann zu stürmen. Also versuchten sie dieses zu verhindern. Es dauerte nicht lange bis die Polizei einschritt. Es gab einen lauten Knall und ohne Vorwarnung flog schon das Pfefferspray. Viele Fans gerieten in Panik und sind geflohen. Ich habe immer noch das Bild vor Auge wie ein Vater versucht hat seinen jungen Sohn mit zugehaltenen Ohren und Augen weg zu führen.

Von uns wusste keiner so ganz was denn überhaupt los war. In der Halbzeit bin ich den Ereignissen nachgegangen. Es wusste keiner so ganz genau was geschehen ist. Was jeder sagte war, dass die Unioner versuchten unseren Block zu stürmen.

An den Getränkestellen wurden die Verletzten versorgt. Es war so schlimm, dass bereits in der Halbzeit das Mineralwasser ausverkauft war. Der Rest des Spiels verlief ruhig.

Anfang dieser Woche trudelten ua. die Stellungsnahmen der örtlichen Polizei, des BVBs und der Dortmunder Fanhilfe ein. Diese bestätigten unsere Sicht der Dinge. Allerdings wurde dort zusätzlich erwähnt, dass der Auslöser der Ausschreitungen darin lag, dass Berliner Fans zur Durchführung der Choreographie vor dem Spiel auf dem Stadiondach aufhalten mussten und diese keine andere Möglichkeit hätten, als im Dortmund Block abzusteigen. Was für mich mehr Fragen aufwirft, als sie zu beantworten.

1. Warum lässt man Ultras aufs Stadiondach und lässt das nicht die Ordner des Stadions machen? Ich bin der Meinung, dass man eine derartige Choreo nicht durchführen kann, wenn der Abstieg im Gästefanblock vollzogen muss. Wenn ich das mit unserem Westfalenstadion vergleiche: Nach manchen Spielen dürfen wir nicht mal mehr von der Süd unter der Osttribüne lang zum Nordausgang gehen, weil wir dann am Gästeblock vorbei müssten.

2. Warum informiert man nicht die Dortmundfans nicht im Vorfeld, dass die Unioner bei uns runterkommen müssen?

3. Warum wird der Abstieg nicht von der Polizei beobachtet und abgesichert?

4. Warum schießen die Polizeikräfte sofort mit Pfefferspray wahllos in die Menge ohne vorher den Fans die Möglichkeit geben sich zurück zu ziehen und die Situation so deeskalierend zu klären?

Mal wieder hat die Polizei einen Konflikt mit mehr Verletzten gelöst, als es sie möglicherweise gegeben hätte, wenn sich die Polizei einfach raus gehalten hätte. Was muss denn passieren, damit die Polizei endlich wieder deeskalierend auftritt?

Gez. Marvin He.

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